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Nichts davon konnte mit Irinas makelloser Eleganz konkurrieren.
Schließlich entschied sie sich für ein hellblaues Sommerkleid mit
weit schwingendem Rock, das die Farbe ihrer Augen betonte. Ihr
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vom Duschen feuchtes Haar band sie locker im Nacken zusammen,
und als einziges Make-up wählte sie ein rosafarbenes Lipgloss.
Ein Blick in den Spiegel zeigte ihr, dass sie gut aussah, aber
würde das reichen, um vor Adrian neben Irinas exotischer Schön-
heit zu bestehen? Sei nicht albern, ermahnte sie sich. Er hatte
wahrscheinlich sowieso nur Augen für Irina und würde sie selbst
keines Blickes würdigen.
Sie fürchtete sich davor, zurück zu den anderen zu gehen, aber
sie nahm all ihren Mut zusammen und öffnete die Tür. In der Halle
kamen ihr Adrian und Irina entgegen.
Adrian nahm seine Jacke von der Garderobe und legte sie sich
über die Schulter. Ich fahre mit Irina nach Aliko Beach. Falls ich
zum Essen nicht zurück bin, warte nicht auf mich, Tessa. Er küsste
sie zum Abschied auf die Wange.
Tessa fühlte sich, als hätte sie einen Schlag in den Magen erhal-
ten, aber sie versuchte, sich nichts anmerken zu lassen. Ich wün-
sche euch viel Spaß. Bis später , murmelte sie.
Sie blickte den beiden nach, wie sie einträchtig und sehr vertraut
zum Wagen gingen. Bei dem Anblick schnürte sich ihr die Kehle
zusammen. Ist der Zeitpunkt gekommen, Adrian zu verlassen?
fragte sie sich traurig.
Warum hatte er sie Irina als seine Frau vorgestellt, anstatt ihr die
Wahrheit über seine Ehe zu sagen? Weil Nikos bei ihnen gewesen
war? Oder war ihm vielleicht gleichgültig, dass Irina nun dachte, er
sei an eine andere Frau gebunden? Für einen Moment flackerte
eine alberne Hoffnung in ihr auf. Vielleicht hatte er aber auch nur
die Gelegenheit genutzt, Irina heimzuzahlen, dass sie ihn damals
verlassen hatte und nach Amerika gegangen war.
Die Grübelei macht alles nur noch schlimmer, dachte Tessa. Sie
musste versuchen, auf andere Gedanken zu kommen. Sie ging in
die Küche, goss sich eine Tasse Kaffee ein und nahm sie mit ins
Schlafzimmer. Nikos Gesellschaft war jetzt mehr, als sie ertragen
konnte. Mit der Tasse in der Hand stellte sie sich ans Fenster und
schaute aufs Meer hinaus.
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Traurig stellte sie sich vor, wie Adrian seiner Exfreundin die
Baustelle zeigte und ihr von seinen Träumen und Ängsten erzählte.
Irina muss nur auftauchen, und schon fällt ihr in den Schoß, won-
ach ich mich so verzweifelt sehne, dachte Tessa traurig.
Warum kann er mich nicht wenigstens ein bisschen gernhaben?
fragte sie sich. Seit Monaten teilten sie ihre Nächte miteinander,
aber sie schaffte es einfach nicht, ihm näherzukommen.
Sie würde das Meer vor der Haustür vermissen. Ebenso wie den
Sonnenschein. Und Adrian. Vor allem Adrian. Tessa konnte sich
kaum vorstellen, in ihr altes Leben in London zurückzugehen und
ihn niemals wiederzusehen.
Sie entschied, ihre Badesachen anzuziehen und hinunter zum
Strand zu gehen, um auf andere Gedanken zu kommen. Ohne Pause
wehte heute der Meltemi. Die feinen Sandkörnchen, die der
trockene Wind mitbrachte, prickelten wie Nadelstiche auf der Haut
und knirschten zwischen den Zähnen.
Tessa lief gerade weit genug am Strand entlang, damit man sie
vom Haus aus nicht mehr sehen konnte, dann streifte sie ihr Kleid
ab und tauchte in die kühlen Fluten. Sie schwamm, bis ihr Herz
raste und jeder Muskel schmerzte. Erst dann ließ sie sich von den
Wellen zurück ans Ufer tragen.
Als sie aus dem Wasser stieg, fiel ihr das nasse Haar über die Au-
gen, und im ersten Moment hielt sie den hochgewachsenen dunkel-
haarigen Mann, der am Strand saß, für Adrian. Doch dann erkannte
sie Nikos. Als Schutz gegen den Wind hatte er sich seine Kapuze tief
in die Stirn gezogen.
Am liebsten wäre sie an ihm vorbeigegangen, doch er kam auf sie
zu und reichte ihr ein Handtuch. Ich habe eine Ewigkeit auf dich
gewartet , sagte er.
Das wäre nicht nötig gewesen. Tessa schüttelte den Sand aus
dem Handtuch, dann wickelte sie sich fröstelnd hinein und strich
sich ein paar Strähnen aus dem Gesicht.
Ich dachte, du würdest gern etwas mehr über Irina erfahren.
Oder hat Adrian dir schon von ihr erzählt?
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Tessa schüttelte den Kopf. Sie wünschte sich, sie wäre stark
genug, einfach wegzugehen, aber ihre Neugier war zu groß. Weißt
du, warum sie hier ist? , fragte sie leise.
Ich vermute, um Adrian zu helfen.
Tessa sah ihn mit großen Augen an. Kann sie das denn?
Nikos lachte auf. Mit ihrem Taschengeld! Irinas Vater besitzt
eine internationale Hotelkette. Soweit ich weiß, leitet sie den
griechischen Bereich. Es steht vielleicht nicht in ihrer Macht, den
Baustopp in Aliko Beach zu verhindern, aber sie kann Adrian sicher
vor dem Bankrott retten.
Bankrott? , wiederholte Tessa tonlos. Steht es so schlimm? Sie
biss sich auf die Lippe, als sie sein zufriedenes Lächeln sah.
Nicht einmal das hat Adrian dir erzählt? Nikos hob die Brauen.
Er schwieg einen Moment, dann klärte er Tessa über Adrians Sch-
wierigkeiten auf. Im Moment sieht es so aus, als könnte er alles
verlieren , endete er.
Oh mein Gott! Tessa presste die Hand auf den Mund. Was wird
aus meinen Eltern, war ihre erste Sorge. Bedeutete Adrians Bank-
rott auch das Ende für die Olivenplantage? Das wusste ich nicht ,
murmelte sie. Glaubst du, dass Irina gekommen ist, um ihm zu
helfen?
Warum sonst? Allerdings wird ihre Hilfe einen Preis haben. Es
ist nicht ihre Art, etwas umsonst zu tun.
Das ist ein Paradies! Irina nahm langsam die Sonnenbrille ab und
betrachtete Aliko Beach mit offensichtlicher Begeisterung.
Unglaublich, dass es so einen Ort noch gibt. Ich verstehe gut, dass
du dafür alles gewagt hast.
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